Sehr geehrte Frau Behrens, sehr geehrte Frau Krohn-Grimberghe. Sie sind Vorstände bei der DGTA. Sehr gerne gehen wir mit Ihnen ins Gespräch um mehr über Ihren Verband zu erfahren.
Zuerst eine Frage zur Gründung Ihres Verbands: Seit wann besteht ihr Verband? Gibt es ein oder mehrere Gründungsfigur(en)?
Die DGTA wurde 1976 von einer Initiativgruppe um Gisela Kottwitz und Prof. Dr. Helmut Harsch gegründet. Zu Beginn der 70iger Jahre hatte G. Kottwitz die TA in USA kennengelernt und verschaffte ihr mit der Unterstützung der US – Kollegen (Weggefährten von Berne und Kollegen*innen der 2. Generation) ein Forum. Als Folge aus der Begeisterung des 1. Europäischen TA – Kongresses, der inhaltlich vollständig von den Lehrenden aus den USA gestaltet wurde, kam es im selben Jahr zur Verbandsgründung in Berlin. Weiterbildungsgruppen gab es bereits ab 1974 in Berlin und am Bodensee. Später folgten dann Institute in Freiburg und bei Heidelberg (Odenwald – Institut).
Wer leitet aktuell den Verband?
Christine Behrens, TSTA-E, 1. Vorsitzende, Adelheid Krohn-Grimberghe 2. Vorsitzende, PTSTA-C, Thomas Lorenzen, Schatzmeister, PTSTA-C
Was ist das Besondere an Ihrem Verband?
Unser wesentliches Merkmal ist ein konsequent wertschätzendes Menschenbild und eine konstruktive Kommunikationskultur in allen gesellschaftlichen Bereichen. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Laienverständlichkeit von komplexen psychologischen Ansichten und Konzepten gelegt. In der Transaktionsanalyse finden eine Vielzahl von Konzepten, Modellen und Methoden Anwendung, die alle dem Ziel dienen, eigenständige Verhaltens-, Denk- und Erlebensweisen (weiter-) zu entwickeln. Erwähnenswert sind hierbei sowohl die konsequente Vertragsarbeit, (im Sinne gemeinsamer Vereinbarungen, der Transparenz im Prozess und der Begegnung auf Augenhöhe), als auch die Spieltheorie zur Aufdeckung von Machtspielen und Manipulationen oder das Konzept der Antreiber, als spezifischer Zugang zu innerlich antreibenden Dynamiken. Die vielfältigen grafischen Darstellungen ermöglichen zudem einen Zugang auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen. Zugleich werden Lebenswelten einander positiv vermittelt und Menschen ermutigt, sich sowohl selbstbestimmt als auch zum Wohle aller in dieser Welt zu positionieren. Die Offenheit für und die hohe Anschlussfähigkeit an andere Ansätze (wie zum Beispiel die Körpertherapie oder Gestalttherapie) ermöglichen ein breites Spektrum integrativer Arbeit und Weiterentwicklung der TA.
Wir bilden in und mit Transaktionsanalyse aus in vier großen Bereichen: Organisation, Beratung, Bildung & Psychotherapie.
Transaktionsanalytiker sind weltweit vernetzt durch die internationale Zusammenarbeit der TA-Gesellschaften in der Wissenschaft und Weiterbildung, den internationalen Zertifizierungen der Abschlüsse und durch Unterstützung des Aufbaus neuer TA-Gesellschaften, derzeit vor allem in Süd- und Osteuropa.
Welche Ziele hat Ihr Verband?
Unser Ziel ist die interne und externe Kommunikation in allen Bereichen vermehrt zu stärken. Digitalisierung der Strukturen stehen dabei auf unserer Agenda ganz oben, auch um für die jüngere Generation attraktiv zu bleiben. Dieser Transformationsprozess betrifft unsere Kernaufgaben der professionellen Aus- und Weiterbildung (hier: vermehrt online mit Augenmerk auf unsere hohen qualitativen Standards). Auch die Angebote unseres Verbandes bzgl. der Fachtage und Kongresse werden auf hybride Angebote erweitert. Mitgliedergewinnung und die Einbindung der neuen Mitglieder in die Verbandsstrukturen ist eine weitere Aufgabe. Das wird in Zukunft nur gelingen, wenn wir auf viele digitale Kanäle zugreifen können und dort präsent sind. Weitere Ziele sind:
- Weiterentwicklung von Theorie und Methodik der Transaktionsanalyse, angepasst an gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen
- Organisation von Kongressen und Fachtagungen zunehmend auch digital.
- Veröffentlichung der Zeitschrift für Transaktionsanalyse und die Verbreitung an den Hochschulen. Förderung von theoretischen wie praktischen Forschungsvorhaben der Transaktionsanalyse als wissenschaftlich fundierte Theorie in allen Anwendungsfeldern zu spezifizieren, zu vervollkommnen und auszuweiten.
- Internationale Vernetzung und Zusammenarbeit mit der European Association of Transactional Analysis und International Transactional Analysis Association..
Umreißen Sie bitte kurz Größe, Struktur und Angebot Ihres Verbands (Ausbildungen, Dienstleistungen).
Als Verband mit 1900 Mitgliedern sehen wir uns als ein vitaler und agiler Verband, der sich verpflichtet fühlt, den Mitgliedern ein großes Angebot zu machen:
- Wir bieten Weiterbildung in Transaktionsanalyse an und befähigen Absolventen der Weiterbildung in die Lehre zu gehen.
- Wir bieten Mediationsausbildungen an und haben ein breites Spektrum an Kommunikationsangeboten in Aus- und Weiterbildung für viele Berufsgruppen. Als starker akademischer Verband gehören Psychotherapeuten genauso wie Lehrer*innen, Juristen, Theologen, Personalentwickler*innen, Psychologen und Ökonomen zu unserer Zielgruppe. In den letzten Jahren haben sich uns viele berufspraktische Mitglieder angeschlossen: Erziehende, Physiotherapeuten, Krankenpflegende, Heilpraktiker*innen etc.
- Es gibt Netzwerke, Interessengemeinschaften und Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen und Berufsfeldern
Was ist Ihre größte Herausforderung als Verband in den nächsten Jahren?
Digitalisierung und Transformationsprozesse zu implementieren um in Zukunft weiterhin agil und konstruktiv an der gesellschaftlichen Entwicklung mitzuarbeiten. Die Einbindung neuer Mitglieder in der Verbandsarbeit, Förderung der Theoriearbeit um die Transaktionsanalyse mit neuen Konzepten weiterzuentwickeln. Die digitalen Medien eröffnen hier vielfältige Möglichkeiten. Dennoch setzen wir internetbasierte, digitale Kommunikationsformen noch recht dosiert ein. So nutzten fast alle Teilnehmer Messengerdienste wie WhatsApp für ihre private Kommunikation, aber nur ein viel kleiner Teil hatte praktische Erfahrungen mit Messenger-Diensten in der Verbandsarbeit.
Durch die stetig wachsende Zahl der Mitglieder brauchen wir neue organisationale Formen, diese zu analysieren, zu planen und durchzuführen ist eine große Herausforderung für einen ehrenamtlich geführten Verband.
Warum ist Ihr Mitgliedsverband in der DGfB?
Als mitgliedsstarker Verband wollen wir im Dachverband der Beratungsverbände sichtbar mitwirken und das Beratungsverständnis in Deutschland stärken.
Wo liegen aus Ihrer Sicht die Vorteile und Chancen eines professionsübergreifenden Dachverbands für Beratung?
Aus dem Zusammenschluss vieler Verbände in diesem Professionalisierungszweig haben wir mehr Möglichkeiten, um gute qualitative und evaluierte Beratungsarbeit zu fördern.
Zum Beispiel ist das Forschungsprojekt EQR/ DQR zur Kompetenzerfassung in der Beratung nur in Zusammenarbeit mit anderen Beraterverbänden zu bewältigen, sowohl inhaltlich als auch finanziell. Die DGTA hofft, ihren hohen Qualitätsstandard bei Prüfungen durch dieses Projekt aufgewertet zu sehen und mit anderen vergleichbar zu machen.
Haben Sie aktuelle, besondere Infos für die Mitglieder der DGfB? (Gerne auch mit den entsprechenden Links)
Online-Kongress war am 14./15. Mai: https://www.dgta-kongress.de/
01.10 – 02.10.2021 Fachtag der Fachgruppe Beratung in Stuttgart www.dgta.de
Vielen Dank für dieses interessante Gespräch und den Einblick in Ihren Verband.