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Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Beratung (DGfB)

zur Beratung der Finanz-Kommission Gesundheit (FKG) wegen der Stabilisierung der Beitragssätze
der GKV

Stellungnahme GKV
Die DGfB unterstützt das Ziel der Bundesregierung, eine bezahlbare Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau zu sichern und die Beitragssätze der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) kurzfristig und dauerhaft zu stabilisieren.
Die Bundesministerin für Gesundheit hat eine „Finanz-Kommission Gesundheit“ (FKG) berufen, die konkrete Maßnahmen auf der Einnahmen- und Ausgabenseite der GKV vorschlagen soll. Die DGfB bietet dafür ihre Expertise an. Sie empfiehlt insbesondere, psychosoziale Beratungsleistungen im Primärarztsystem zu verankern, die Bindung an den Hausarzt zu stärken und die GKV dadurch an anderer Stelle von Kosten zu entlasten.

Zur DGfB

Die Deutsche Gesellschaft für Beratung (DGfB) ist einer der größten deutschen Dachverbände für Beratung, Coaching und Supervision. Sie vertritt die Interessen von 26 Mitgliedsverbänden mit insgesamt ca. 40.000 Mitgliedern. Über 2 Millionen Menschen nutzen jährlich deren professionelle Unterstützung.

Die DGfB fördert professionelle, wissenschaftlich fundierte Beratung/Counseling, setzt Qualitätsrahmen für Beratung und Berater*innen und vertritt deren Interessen gegenüber Fachöffentlichkeit, Politik und Verbraucher*innen. In den Mitgliedsverbänden sind mehr als 25.000 Berater*innen sowie zahlreiche Weiterbildungsinstitute organisiert. Der Wissenschaftliche Beirat und die Mitgliedsverbände teilen ein reflexives Beratungsverständnis (siehe Anlage).

Die DGfB stellt ethische und fachliche Richtlinien auf und versteht sich als Sprachrohr professioneller Beratung; sie vernetzt Praktiker*innen, Ausbilder*innen und Forscher*innen und setzt sich für die Verbreitung von Beratung in gesellschaftlich relevanten Feldern ein.

Im Einzelnen

Immungeschwächte, erschöpfte und chronisch erkrankte Menschen sind häufig psychisch belastet und benötigen psychosoziale Unterstützung, um Krisen in Familie und Beruf zu bewältigen und ihr Selbstmanagement zu stärken.

Die DGfB betont, dass eine verstärkte Integration psychosozialer Beratung nicht nur zur Stabilisierung der Beitragssätze beiträgt, sondern die Versorgungsqualität nachhaltig verbessert. Durch eine enge Zusammenarbeit von Berater*innen und Hausärzt*innen können präventive Maßnahmen früher greifen, wodurch Langzeitfolgen und kostenintensive Therapien häufig vermieden werden. Niedrigschwellige Beratungsangebote im Primärarztsystem schaffen eine patientennahe Versorgung, die den steigenden Anforderungen besser gerecht wird.

In Hausarztpraxen zeigt sich der Querschnitt gesundheitlicher Belastungen der Gesellschaft. Dort werden in beträchtlichem Umfang auch psychische Beeinträchtigungen präsentiert bzw. diagnostiziert. Nicht immer handelt es sich dabei um Störungen, die einer längerfristigen Psychotherapie bedürfen. Zeit- und ortsnahe Beratung im Sinne eines ganzheitlichen biopsychosozialen Ansatzes kann präventiv sinnvoll sein. Hausärzt*innen und Berater*innen kooperieren dabei in einem niedrigschwelligen Clearingprozess, stärken das Arzt-Patienten-Verhältnis und das Behandlungscommitment und entlasten so das System von kostenintensiven und redundanten Engpässen.

Denkbar ist die Integration niederschwelliger psychosozialer Beratung in multiprofessionelle Primärversorgungszentren, die wohnortnah als erste Anlaufstelle fungieren. Diese bündeln Kompetenzen verschiedener Gesundheitsberufe und vereinen idealerweise medizinisch-pflegerische Leistungen in Kooperation mit psychosozialer Arbeit. Studien (z. B. aus der Versorgung von Menschen mit Diabetes) legen nahe, dass psychosoziale Beratung eine sinnvolle Ergänzung ist.

Vor dem Hintergrund demografischer Entwicklungen und der Zunahme chronischer Erkrankungen gewinnt psychosoziale Beratung weiter an Bedeutung. Die frühzeitige Erkennung und Unterstützung psychosozialer Belastungen kann Eskalationen verhindern, Eigenverantwortung stärken, Versorgungsstrukturen effizienter machen und die Zufriedenheit aller Beteiligten erhöhen.

Menschen in Arbeits- oder Lebenskrisen benötigen zeitnah ein kompetentes Gegenüber, das das Beratungsbedürfnis ernst nimmt, Probleme ordnet und gemeinsam neue Handlungsoptionen entwickelt. In einem gemeinsamen Setting kann der tatsächliche Bedarf ermittelt, Belastungen (z. B. aus dem Spektrum der Z-Diagnosen) abgebaut, die Handlungskompetenz reaktiviert und die Resilienz gestärkt werden.

Forderung der DGfB: Gemeinsam mit anderen Fachverbänden spricht sich die DGfB nachdrücklich für die Integration professioneller psychosozialer Beratung im Primärarztsystem (Hausarztpraxen oder Primärversorgungszentren) aus und bittet die FKG, die DGfB als Praktikerin und Leistungserbringerin in Fach- und Expertengesprächen angemessen zu beteiligen bzw. deren Stellungnahmen zu berücksichtigen.

Fußnote 1: Vgl. Gemeinsame Stellungnahme „Primärversorgungszentren statt Primärarztsystem“ der DBfK, vdää, VdPP (08/2025).

Hintergrund

Die von der DGfB vertretenen Berater*innen sind über die angeschlossenen Mitgliedsverbände qualifiziert, die unterschiedliche psychologische Schulen repräsentieren. Deren Absolvent*innen stellen ca. 80 % der Berater*innen in Deutschland.

Die Weiterbildungsverbände haben sich auf gemeinsame Qualifizierungsstandards verpflichtet (DGfB_Synopse). Der Qualitätsrahmen Beratung definiert die Kompetenzen, mit denen das Beratungsverständnis umgesetzt wird.

Die Zusammenarbeit zwischen medizinischen Expert*innen und Berater*innen wird in einem DGfB-Papier beschrieben (Mehr gute Beratung im Gesundheitswesen). Besonders die frühe Begleitung von chronisch Erkrankten kann dabei von großer Bedeutung sein (DGfB_Positionspapier_Beratung_im_Gesundheitswesen.pdf).

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